freiRaum · Gartenallee 51c 28359 Bremen 0176 456 473 12 kontakt@innerer-freiraum.de

Gesehen werden wollen

 

Inhaltsverzeichnis

 

Nicht gesehen werden 

Nicht gesehen zu werden ist der am häufigsten erwähnte Grund für das eigene Leid. Das Problem ist tiefgründig, lässt sich gleichzeitig relativ einfach lösen. Indem man alle Teile von sich aufspürt, die verstellt, verzerrt oder verheimlicht sind, indem man also SICH sieht, löst sich das Problem mit den anderen von alleine. Auch sie sehen einen, wie man ist.

Der Clou ist natürlich, dass auch bei diesem Abwehrmuster sich die Katze in den Schwanz beißt: "Weil ich nicht gesehen werde, leide ich." Und da ich nicht gesehen werde, zeige ich mich noch weniger oder aber ich drehe erst recht auf, um auf mich aufmerksam zu machen. Die typischen Mittel, zu denen wir alle greifen, ist entweder eine falsche Bescheidenheit, so eine getarnte grau Maus, oder aber eine Großspurig- und Großartigkeit. Wo das eine zu Hause ist, ist das andere auch nicht weit. Das andere typische Muster ist, wie bereits beschrieben, das Leiden und das Drama. Da ich nicht gesehen werde, erleide ich Schmerz, Leid, Verrat, Enttäuschung. Das ist ein Muster, das sich gern bestätigt. Gleichzeitig verzehrt man sich nach der Erfüllung dieser alten Sehnsucht.

Schwerwiegendes Problem, einfache Lösung

Das einzig Gute an dem Ganzen, dass dieses schwerwiegende Problem eine einfache Lösung braucht. Es braucht eine Umentscheidung: Ich sehe mich. Ich sehe mich so, wie ich bin. Ich bin bereit, all meine verdeckten, verzerrten und geheuchelten Seiten aufzudecken. Es ist wie ein Gang durch das Spiegelkabinett, bei dem man sich die verzerrten Gesichter ansieht und sich ihrer annimmt, statt sich über sie kaputt zu lachen. Dann wird man merken, dass man das, was man sich so sehr wünscht, gar nicht will. Denn würde man wirklich gesehen werden, würde man auch in Aspekten gesehen, die man selbst nicht sehen will und die dem eigenen Selbstbild widersprechen. Dem Gesehen-werden-Wollen steht also ein meistens sehr mächtiger Anteil gegenüber, der kontrollieren will, wie man gesehen wird, und entsprechend viel Macht, häufig sehr verdeckt, ausübt, damit dieser Schein gewahrt werden kann. Beide Anteile betreiben also ein Katz- und Mausspiel.

Heuchelei, Lügen, Verzerrungen

Die Beschäftigung mit den eigenen Heucheleien, Lügen und Verzerrungen kann einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Man muss sich alles genau ansehen und das ist schmerzhaft. Wer sich sieht, wird automatisch von anderen gesehen. Voilà. So einfach ist das! Wenn Sie also das nächste Mal jemandem vorwerfen, Sie nicht zu sehen, fragen Sie sich stattdessen, was der andere von Ihnen nicht sehen soll, was Sie also vor ihm (und sich selbst) verstecken! Wenn es sich nicht sofort erschließt, bitten Sie Ihr Unterbewusstsein Ihnen ein Symbol, z. B. im Traum, zu schicken oder machen Sie eine Aufstellung dazu, z. B. mit drei Positionen: Ich, die andere Person und das, was nicht gesehen werden soll / will. Berichten Sie mir gern von Ihren Erfahrungen!

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Welche Seiten von mir verstecke ich? Wo trete ich heuchlerisch auf? Wo entdecke ich Heuchelei bei anderen?
  • An welchen Stellen merke ich, dass ich nicht gesehen werde? Was genau wird da nicht gesehen? Welches Feedback bekomme ich stattdessen von der Außenwelt? (Wenn ich enttäuscht bin, dass sich jemand von mir abwendet, dann gibt es auch in mir einen Anteil, der sich abwendet. Meine Enttäuschung kann dann als Zugang zur Ent-Täuschung genutzt werden: Ich will gar keinen Kontakt und kein Gesehen-Werden. Ich wende mich ab, z. B. weil ich selbst diese Teile von mir ablehne und Angst habe, dass im Außen durch entsprechende Ablehnung gespiegelt zu bekommen!).
  • Stellen Sie sich vor, Sie sind auf dem Jahrmarkt in einem Spiegelkabinett. Gehen Sie dadurch und schauen Sie sich genau die verzerrten Bilder an. Das sind alles Zerrbilder von Ihnen, die Sie erschaffen haben. Machen Sie Fotos von diesen Bildern und fangen Sie an, sie in ihren Originalzustand zu versetzen. Wie ist die Verzerrung entstanden? Welche Wunde ist da aktiv? Wovor schützen Sie sich durch die Verzerrung? Was braucht es zur Heilung?

 

Zurück zum Blog

Bildnachweis:
Bild von Enrique Meseguer auf Pixabay