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Überzeugungen aufgeben, um zu heilen

 

Inhaltsverzeichnis

 

Viele Menschen halten sich für das, was sie denken und meinen. Ihre Meinungen, Überzeugungen und Ansichten bilden also den Kern ihrer Identität. Streng genommen ist es keine Identität, nichts Gefühltes und Erspürtes, denn Identität ist immer eine energetische Geschichte. Meinungen, Überzeugungen und Ansichten sind ein Ersatz für die Identität, eine Identifizierung also. Man meint dieses oder jenes und hält das und sich für wichtig. Das ist nichts Ungewöhnliches. Wir alle nutzen diesen Mechanismus, der uns aber häufig an die Grenzen bringt.

Kontaktverhinderer

Jede feste Meinung oder Überzeugung stellt gleichzeitig einen Kontaktverhinderer da. Das ist ja auch logisch. Wenn ich so fest überzeugt bin, dann höre ich jemandem, der andere Ansichten mit mir teil, nicht wirklich zu. Im Kopf jongliere ich bereits mit guten Argumenten und überlege, was ich gleich erwidern werde. Das ist das Gegenteil von Zuhören und verhindert den Kontakt. Vielleicht verschränke ich sogar meine Arme oder mein Blick geht woanders hin oder ich werde hochnäsig oder oder oder. Das ist reiner Selbstschutz, denn hinter jeder festgefügten Meinung steckt eine Identitätslücke. Das gleiche Spielchen passiert auch innerlich. Ich bekomme Hinweise, Symptome, andere Signale... Auch da verschränke ich innerlich die Arme und stelle meine Kontaktverhinderer vor die Botschaft dieser Signale. Ja, hier bewegen wir uns auf einer noch unbewussteren Ebene als beim Kontakt mit einem Mitmenschen. Daher schlage ich vor, dass Sie sich v. a. beobachten, wie Sie mit anderen Menschen in Kontakt treten oder diesen eben unterbrechen. Das wird Ihnen viele hilfreiche Hinweise liefern.

Die Kontaktverhinderer wirken auch auf der körperlichen Ebene: Wenn Sie viele körperliche Symptome, vielleicht sogar Krankheiten, entwickelt haben, dann sollten Sie sich ernsthaft überlegen, sich auf einen besonderen Prozess einzulassen. Der Prozess heißt:

Überzeugungen aufgeben um zu heilen

Überzegungen und Meinungen sind etwas Festes, Starres. In ihrer Grundstruktur widersprechen sie bereits dem Leben. Das Leben ist ja eben lebendig! Es fließt, entwickelt sich, wächst, gedeiht, verwelkt und stirbt. Es fügt sich schon in einen Lauf der Dinge, es gibt schon ein Flussbett. Aber mal fließt es langsamer, mal schneller. Mal klarer, mal trüber. Aber: Es fließt! Eine Überzeugung und eine Meinung fließt nicht, genauso wenig wie die Energie im von Ihrem Symptom betroffenen Körperteil! Das sind praktisch alles Steine und Felsbrocken, die Sie mit sich herumschleppen. Und wenn Sie eine Meinung vertreten, dann setzen Sie sich eben auf so einen Felsbrocken und fühlen sich sicher. Aber weit kommen Sie damit nicht. Die Schlepperei ist ermüdend bis krankmachend. Sie müssen sich entscheiden! Also, was ist Ihnen wichtiger? Ihre Überzeugungen und Meinungen? Oder Ihre Gesundheit und Ihre Heilung? Entscheiden Sie sich für Ersteres, werden Sie damit belohnt, dass Sie sich in Ihrer Identität und in Ihrer Selbst- und Weltsicht sicher fühlen, wobei jemand, der eine andere Meinung vertritt, in Ihnen eine gewisse Grundspannung hervorlocken kann. Und Sie werden mit Ihren wohlbekannten Symptomen belohnt. Vielleicht haben Sie die Symptome sogar als Teil Ihres Lebens bereits akzeptiert. Sie sind also so selbstverständlich geworden wie auch Ihre Meinungen und Ansichten. So werden sie auch nicht gehen. Oder Sie entscheiden sich, Ihre Überzeugungen und Meinungen ins Fließen zu bringen. Sie erlauben ihnen, sich zu verändern. Dabei gehen Sie höchstes Risiko ein, dass Ihr Identitätsgefühl ins Wanken gerät oder ganz einstürzt: "Wenn ich meine Meinungen und Überzeugungen nicht mehr habe, wer bin ich dann?" Eine gute Frage, die sich klären lässt. Das Aushalten der Unsicherheit werden Sie aber schon bewältigen müssen, mit oder ohne Hilfe. Die (innere) Welt gerät ins Wanken und Sie sind mittendrin. Belohnt werden Sie aber auch mit dem Abklingen der Symptome, mit der Rückkehr der Kraft, der Kreativität und des Schönen.

Und nach der Heilung?

Wenn Sie Heilung anstreben, dann halten Sie bitte kurz inne und stellen Sie sich vor, Sie wären bereits geheilt. Stellen Sie es sich nicht gedanklich, sondern so richtig bildlich vor. Wie sieht dann Ihr Alltag aus? Was machen Sie? Und welche Ziele haben Sie? (Ich empfehle, nicht weiterzulesen, solange Sie diese Übung nicht gemacht haben. Wenn Sie sich dagegen entscheiden, verpassen Sie einen AHA-Effekt. Dann gilt: Selbst schuld!)

So, was haben Sie sich vorgestellt? Leben Sie Ihr Leben so, wie es ungefähr war, bevor Sie krank wurden? Das erinnert mich an eine Klientin, die zu mir sagte: "Ich will mein Leben zurück. Aber jetzt habe ich diese Krankheit und ich kann mein Leben nicht leben!". Ich erwiderte: "Das, was Sie für Ihr Leben hielten, war gar nicht Leben. Sonst wäre die Krankheit nicht gekommen." Tja... Wenn Sie nach der Heilung die Vorstellung haben, Ihr altes Leben zu leben, können Sie sich die Heilung abschminken, denn sie geht damit nicht konform. Der Sinn der Krankheit ist ja, Sie auf den richtigen Weg zu bringen, auch wenn es schmerzhaft sein mag. Ja, die Überzeugungen und Meinungen müssen weg. Und Sie brauchen neue Ziele, denn die Heilung ist nur ein Zwischenziel, wenn überhaupt. Also, los, noch einmal! Stellen Sie sich Ihr Leben nach der Heilung vor! Sie haben gar kein Bild? Es ist noch komplett unbekannt? Oder so dunkel oder verschwommen? Das ist auch okay, jedenfalls viel viel besser als das Bild Ihres "alten" Lebens. Werden Sie sich auf dieses dunkle oder noch nicht vorhandene Bild zubewegen, wird es sich schon erhellen. Was Sie dafür tun müssen? Richtig! Ihre Überzeugungen, Meinungen und alles Festgefahrene und Festgekrustete aus Ihrem Leben und Ihrer Psyche entfernen. Und jetzt fangen Sie damit an! Es ist höchste Zeit!

Eine konkrete Anregung

Schreiben Sie doch eine Meinung oder eine Überzeugung auf einen Zettel, von der Sie bereit sind, sich zu trennen. Oder auch eine, von der Sie sich nur schwer trennen können. Das kann alles Mögliche sein. Eine Meinung zu einem bestimmten Lebensstil. Oder Ihre Meinung über einen bestimmten Menschen oder eine Menschengruppe. Oder Ihre Meinung über ein Auto. Oder die Überzeugung, dass die männliche Energie besser ist als die weibliche oder umgekehrt. Oder die Überzeugung, ein Symptom oder eine Krankheit zu brauchen. Oder die Überzeugung, keine Einsamkeit aushalten zu können. Oder oder oder. Auf jeden Fall muss es etwas sein, was für Sie von emotionaler Bedeutung ist. Fahren Sie zum Friedhof und machen Sie ein kleines Beerdigungs- oder Verbrennungsritual für Ihre Meinung oder Überzeugung. Lassen Sie alle Gefühle zu, die Sie übermannen. Wenn das Ritual vorbei ist, gehen Sie in langsamen Schritten fort. Wenn Sie merken, dass Sie sich umdrehen müssen, drehen Sie sich um, nehmen Sie Kontakt zur Ihrer fast verstorbenen Meinung auf und sagen Sie noch einmal "Leb wohl". Wiederholen Sie das, bis Sie frei sind, zu gehen.

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie gehe ich mit meinen Überzeugungen und Meinungen um? Geben sie mir Sicherheit? Wie wende ich sie im Alltag an?
  • Bin ich offen für fremde Einsichten und Meinungen oder fühle ich mich durch sie bedroht? Gehe ich im Gespräch mit jemandem, der anders als ich denkt, in eine Schutzhaltung? Verschränke ich z. B. meine Arme?
  • Was müsste passieren, damit ich meine Überzeugungen aufgebe? Muss ich erst sehr krank werden? Oder reicht der nette Hinweis auf dieser Seite, dass es eine gute Idee ist?

 

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